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Pressestatement Vanek

PRESSESTATEMENT
Jürgen Vanek

Wien, 02.03.2017

Von Geburt an körper- und sprachbehindert
„Ich wurde am 17. April 1974 in Mödling geboren.

Es war eine Steißgeburt mit der Folge, dass ich von Geburt an
körper- und sprachbehindert war – ich habe eine spastische Lähmung.

Ich durchlief dann die Sonderschule und fragte mich, wie es danach mit mir weitergehen sollte. Ich begann dann im Alter von 18 Jahren in einer betreuten Werkstätte bei ÖHTB (Österreichisches Hilfswerks für Taubblinde und hochgradig Hör- und Sehbehinderte) als Maler zu arbeiten und blieb dort sieben Jahre. Danach war ich bei Balance neun Jahre mit Computerarbeit beschäftigt. Seit sechs Jahren arbeite ich im Zentrum für Kompetenzen, www.zfk.at. Daneben spielte ich Boccia, wo ich unter anderem an den Weltmeisterschaften in Nottingham teilnahm."

Leben in der Institution: „Ich musste mich in allen Belangen der Struktur anpassen, und nicht umgekehrt"
„Bis zum Alter von 20 Jahren lebte ich bei meinen Eltern. Dann wurde ich institutionell betreut. Ich wohnte in zwei verschiedenen WGs des ÖHTB, sowie bei Assist, die beide in Wien Dienstleistungen für Menschen mit Mehrfachbehinderungen anbieten.

Ich war in einer WG, 11 Jahre lang, bis vor sechs Jahren. Es war ungut, weil ich dort keine freie Zeiteinteilung hatte. Zum Beispiel konnte ich nur frühstücken, wenn eine/r der Mitarbeiter/innen gerade Zeit hatte. Urlaub war nur zu festgesetzten Zeiten mit der ganzen Gruppe möglich. Beim Essen gab es keine individuelle Auswahl. Mir wurde das Essen nicht gegeben, sondern ich musste selbst versuchen, mit dem Besteck zu essen. Bei meiner Behinderung ist das nicht möglich. Ich konnte auch nicht auswärts essen gehen, wann ich wollte, weil kein Personal dafür da war. In dieser Zeit habe ich Probleme mit meinem Magen bekommen. Damals hatte ich keine Person die für mich übersetzte, weil die BetreuerInnen keine Zeit hatten. Daher konnte ich mit niemandem außerhalb der WG sprechen. Ich musste mich in allen Belangen der Struktur anpassen und nicht umgekehrt."

Ziel eigene Wohnung und Persönliche Assistenz
„Deshalb habe ich mich seit 2009 beim Fonds Soziales Wien, FSW, um eine eigene Wohnung sowie Persönliche Assistenz bemüht. Der Weg dorthin war steinig und schwer. Seit Dezember 2010 lebe ich in einer eigenen Wohnung.
Als ich aus der WG auszog, hatte ich damals noch keinen Assistenten. Ich bekam Heimhilfe, die mir aber kein gekochtes Essen zubereitete, und mit der ich die Wohnung auch nicht verlassen konnte. Der erste Antrag auf Assistenz wurde abgelehnt, weil meine persönlichen Kompetenzen als nicht ausreichend eingestuft wurden. Ich hatte daraufhin ein Projekt mit neun Studenten von der Universität und formulierte mit deren Hilfe meine persönlichen Kompetenzen. Ich stellte neuerdings einen Antrag, der dann bewilligt wurde. Das Ganze dauerte ein Jahr. Seit 2011 habe ich Persönliche Assistenz, die für mich auch übersetzt.

Ich bin damit zufrieden, aber jetzt ist alles explodiert. Die Assistenz muss angestellt werden, weil die WGKK Assistent/innen nicht als freie Dienstnehmer sieht. Ich weiß nicht, ob die Politik mehr Geld gibt. Ich weiß nicht, ob ich die Assistenz weiter bezahlen kann. Für mein Leben wünsche ich mir, das alle Assistenz bekommen."

Arbeit und Malerei
„Ich engagiere mich politisch für Behinderte und war zum Beispiel Mitbegründer der Gruppe Werkstättenforum. Heute arbeite ich im Zentrum für Kompetenzen, www.zfk.at. Und ich habe eine Ausbildung zum Berater für persönliche Zukunftsplanung.
Vor allem aber entdeckte ich schon vor langer Zeit die Liebe zur Malerei. Ich male mit großer Regelmäßigkeit an meinem Werk. Meine Bilder sind wie Illustrationen zum Buch meines Lebens. In den großformatigen Acrylgemälden geht es um die elementaren Dinge: um Liebe und Krieg, um Gefühle und Natur, um Sex und Gewalt. Auf meinen bisherigen sieben Ausstellungen konnte ich gute Verkaufserfolge verbuchen."

Weitere Informationen: The Story of Jürgen Vanek auf vimeo

 

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